Donnerstag, 5. März 2015

Experimente mit dem FT-817

     2013 habe ich meinen KX3 verkauft und mir dafür zwei FT-817 zugelegt. Die Truckli im Doppelpack zu besitzen, hat sich gestern wieder einmal bewährt. Das eine Exemplar kann ich verbasteln, das andere bleibt original und ist die Referenz.
Dass die Modulation im Original dumpf ist und ein Kompressor fehlt, ist bekannt und führte in den vergangenen zehn Jahren immer wieder zu Modifikationen und Zusatzschaltungen. Dabei stand das Mikrofon MH-31 im Vordergrund. Es gibt dafür unzählige Umbauten und Zusätze.
Auch ich habe die Schaltung des Mikrofons abgeändert und in meinem Blog beschrieben.

Obschon damit der "Talk Power" erhöht und die Tiefen gedämpft werden - ganz zufrieden war ich damit nicht. Darum habe ich mir gestern mal den Mikrofon-Vorverstärker im FT-817 vorgenommen.
Doch zuerst habe ich mich nochmals durch das Abgleich-Menu gearbeitet.
Bei dieser Gelegenheit musste ich feststellen, dass der Carrier-Point bei USB nicht richtig eingestellt war. Das ist ein wichtiger Punkt und beeinflusst ebenfalls die Klangfarbe der Modulation.

Der Carrier Point, oder Trägerpunkt, ist das Äquivalent zum IF-Shift auf der Senderseite und bestimmt wie das Sprachsignal durch das "Tor" des Seitenbandfilters "geschoben" wird. Passt es schön durch, wird weder oben noch unten etwas abgeschnitten. Ist es jedoch versetzt, bleiben entweder Höhen oder Tiefen "im Tor hängen". Auf die Sendefrequenz hat der Trägerpunkt jedoch keinen Einfluss.

Bevor man also auf der NF-Seite der Modulation herum laboriert, muss der Trägerpunkt stimmen. Auch beim Einsatz eines neuen SSB-Filters sollte er kontrolliert und ggf. justiert werden.

Doch zurück zum Mikrofonverstärker im FT-817:



  R1406 bildet zusammen mit C1429 und C1430 ein Filter, das ein Eindringen von HF verhindert. Zusätzlich befindet sich noch eine Ferritperle am Mikrofoneingang (nicht hier im Schema). Auf der NF Seite bilden R1403, R1407 und C1428 ein Filter gegen das Eindringen von NF-Störungen auf der 6V-Speisung. C1422 dient der Gegenkopplung, ist aber zu klein um den Frequenzgang zu beeinflussen. C1423 scheint mir nutzlos und könnte ein Artefakt sein, das bei einem Entwicklungsschritt "liegengeblieben" ist. Zumal R1410 nicht mehr bestückt ist. R1411 beeinflusst zusammen mit dem Kopplungskondensator C1425 den Frequenzgang und reduziert natürlich die Verstärkung etwas. R1408 ist die Gleichstromgegenkopplung und bestimmt den Arbeitspunkt des Transistors zusammen mit R1461. Die verstärkte NF geht über 1427 an den Modulator.

Ich habe die Schaltung in LTSpice simuliert. Und zwar zusammen mit der Schaltung des Mikrofons:


Das Schema stammt von G4WPW und ich habe - wie bereits beschrieben - das Mikrofon etwas abgeändert: den 680 Ohm Widerstand entfernt und den 0.33 uF Kondensator gegen einen 47nF getauscht.

Und jetzt kommt der langen Rede kurzer Sinn: um den Frequenzgang nochmals zu verbessern, habe ich C1425 auf 10nF reduziert. Das brachte nicht nur in der LT-Spice Simulation sondern auch in der Praxis die besten Resultate. Nun macht auch das originale dynamische Mikrofon einen guten Eindruck.
Wer über keine optischen Hilfsmittel verfügt und sich nicht getraut, 0603 SMD zu löten, dem rate ich aber von dieser Modifikation ab.

Doch jetzt kommt der eigentliche Clou der Geschichte: Gestern habe ich mit Hansjörg, HB9EWH, der mir freundlicherweise sein Mikrofon mit HF-Clipper zur Verfügung gestellt hat, einige Tests gemacht. Und anschließend bei Joachim Münch, DJ4ZS, einen HF-Clipper bestellt :-).
Damit klingt nämlich die Modulation nochmals etwas besser und die Modifikation am Vorverstärker im FT-817 ist nicht mehr nötig. Abgesehen davon, bringt der Clipper mehr Talkpower, und das ist gerade bei QRP entscheidend. Ein HF-Clipper verursacht - im Gegensatz zu einem NF Kompressor - keine Verzerrungen (Splatter).

Dass es bei einem alten und gereiften Produkt immer noch was zu verbessern gibt, zeigt der nachfolgende Beitrag aus meinem alten Blog:

 Schichtwechsel beim FT-817
Veröffentlicht am 30. März 2013

Auch der FT-817ND, den ich auf Ricardo ersteigert habe, hatte seine verborgenen Mängel. Damit wurde meine Hypothese wieder einmal bestätigt, dass die meisten Amateurfunk-Geräte, die auf Ricardo verkauft werden, sauer sind.
Von außen betrachtet sah das Teil zwar Tip Top aus, doch der "Spaß" fing unter der Haube an. Mit einer unprofessionellen Frequenzerweiterung, gruseligen Lötstellen und einem abgebrochenen Plastikteil, da beim Auseinandernehmen offenbar das Gehirn des Bastlers ausgeschaltet war.
Zur Kompensation gab es dafür ein Collins SSB-Filter, das in der Annonce nicht erwähnt wurde. Allerdings sind diese Filter gegenüber den 14er Murata-Filtern, die in den neueren Serien standardmäßig verbaut sind, nur unwesentlich besser. Da ich bei QRP hauptsächlich in CW arbeite, bestücke ich den FT-817 lieber mit dem schmalen CW-Filter (300Hz).
Damit war ich aber noch nicht am Ende der Überraschungen. Als ich mit dem Gerätchen CW hörte, fiel mir sofort das Knacken beim Einsetzen der AGC auf und der hässliche, mit Harmonischen garnierte Ton. Da musste doch noch ein anderer Hund begraben sein!
Googeln geht oft über studieren und zum FT-817 gibt es nicht nur eine grosse Yahoo-Group, sondern auch eine Unmenge von mehr oder weniger nützlichen Modifikationsanleitungen. Vieles davon ist fragwürdig, doch daneben gibt es einige Perlen.
So hat ein OM zum Beispiel herausgefunden, dass in einigen Serien falsche Widerstände verbaut wurden. Nämlich der R1266 auf der Unterseite der Hauptplatine. Anstelle von 10k wurden 3k3 bestückt. Genau das hat zum Knacken der AGC geführt.
Tom Holden, VE3MEO hat einige kritische Schaltungsteile mit SPICE untersucht und hat sich auch diesem Problem angenommen. Er schlägt vor, R1266 sogar auf 20k zu erhöhen und auch einige andere Werte abzuändern.
Da ich das Gerät schon mal demontiert hatte, habe ich diese Änderungen vorgenommen und die 0402 SMD’s geändert. Ohne Binokular oder Freihandlupe, entsprechenden Lötkolben, Zinn, Pinzette und SMD-Erfahrung muss ich aber von dieser Modifikation abraten.
Doch das Resultat ist verblüffend. Der FT-817 klang nun butterweich und man kriegte nicht nach einer Viertelstunde CW-Hören Kopfschmerzen.
Auf eine Verlängerung der AGC Attack Time bei AGC-Slow, wie sie verschiedentlich vorgeschlagen wird, habe ich verzichtet. Meines Erachtens war sie in diesem Gerät nicht notwendig.
Nachdem ich das Yesus-Gerät wieder sauber zusammengebaut, nachgemessen und den Referenzoszillator mit meinem Rubidium-Normal nachjustiert hatte, habe ich das Teil wieder auf Ricardo zum Verkauf ausgeschrieben.
„Der spinnt“, werdet ihr jetzt sagen, und natürlich habt ihr Recht.
Aber es ist keineswegs so, dass ich mit dem FT-817 nicht zufrieden wäre, oder eine taube Nuss abladen will, wie das einige “OM” leider gerne tun. Nein, ich will mir mal einen FT-817 aus neuster Fabrikation ansehen. Der ist schon unterwegs und ich werde sicher auch darüber berichten können.
Ich liebäugle ja schon seit Jahren mit dem Teil und jetzt habe ich halt den Kopf verloren. So what? ;-)
Doch bevor ihr den Kopf schüttelt, dass der Gehirnschmalz schwappt, noch etwas zum Mikrofon: Natürlich fehlt der Kompressor, nach heutigem Verständnis. Entsprechende Vorschläge und Schaltungen gibt es zu Hauff. Aber so richtig begeistern kann ich mich für keine der vorgeschlagenen Lösungen. Auch finde ich, dass das dynamische Mikrofon recht gut ist und nicht partout mit einem Elektret-Mik ersetzt werden muss. Ich denke, für meine bescheidenen QRP-SSB Aktivitäten reicht es, den 680 Ohm Widerstand im Mikrofon zu eliminieren und den Koppelkondensator, der in Stellung 2 zugeschaltet wird, auf etwa 47nF zu verkleinern. Doch darüber später mehr.
Bild: Externer Li-Ion Akku mit (angeblich) 9800mAh. Auch wenn’s nur die Hälfte ist, immer noch eine gute Alternative zu dem lahmen internen Akkupack.
Nachtrag heute: Den FT-817 habe ich damals nicht wie angekündigt verkauft. Darum besitze ich heute zwei ;-)