Samstag, 5. November 2016

Palm schrumpft die Schnapsnase



Unverhofft kommt oft. Die Surplusparty in Zofingen hatte ihre Nachwirkungen. Am Montag sah ich plötzlich Blitze und Wolken vor meinem linken Auge vorbeiziehen, während das rechte noch schönes Wetter zeigte. Das führte dann zu einem Rendezvous mit einer netten Berliner Augenärztin in Bern und einer Bekanntschaft mit ihrem Laser.
Am Dienstag - ich hatte mich gerade zur Erholung aufs Ohr gelegt - tauchte dann ein netter junger Herr in einem offenen Sportwagen auf, und brachte mir ein kleines Päckchen und eine CD mit Musik von Pink Floyd. Das Erste zum Testen, das Zweite zum Hören.
Das traf sich gut, hatte mir die Ärztin doch vom Lesen abgeraten. Da bleibt einem dann nur noch das Hören...und natürlich das Morsen.

Doch lassen wir die Katze aus dem Sack: Im Päckchen befand sich eine geschrumpfte Schnapsnase:
Die Pico Single von Palm. Oben im Bild neben der "normalen" Palm Single.

Ich benutze ja schon seit einiger Zeit eine Palm Single, vorzugsweise in den Ferien. Wegen ihres roten Paddels nenne ich sie "Schnapsnase", und nicht etwa weil ich es schätze, beim Chatten mit der Taste ein gutes Glas dabei zu haben.  

Wie ihr wisst, bin ich nicht nur fleißiger Falschmorser, sondern auch Single-Morser. Denn ich finde, dass man mit einem Paddle nur halb so viele Fehler macht wie mit zwei. Und das "Squeezen" hat mich immer etwas irritiert und aus dem Takt gebracht. Kurz: ich bevorzuge einarmige Banditen.

Schon die große Schnapsnase ist eine Femme Fatale. Nicht leicht im Umgang, aber ein Mann kann ihr total verfallen. Die Kleine ist noch eine Stufe diffiziler. Sie lässt sich zwar ebenso gut entkleiden wie die Große, doch man braucht eine feine Hand um sie richtig einzustellen. Eine Viertelumdrehung zuviel an einer ihren winzigen Inbusschrauben, und schon hinkt sie.
Bereits die große Schnapsnase hatte diese Eigenart. Einige Male habe ich versucht, sie so scharf einzustellen wie eine Heavy Metal Taste von Begali oder N3ZN, was sie immer mit irgendwelchen Zicken quittierte. Zum Beispiel einem Nachschwingen bei bestimmten Zeichen.

Da ich aber inzwischen etwas Erfahrung mit Schnapsnasen und Primadonnen habe, bekam ich die Pico Single rasch in den Griff. Nachdem sie wieder in ihrem schützenden Gehäuse versorgt war, konnte es endlich ans Morsen gehen. Keine Buchstaben/Zahlen-Gruppen vom Blatt und keine 59er QSO's, sondern Freestyle Chat.

Inzwischen hat die Kleine bereits mehrere Stunden CW auf dem Buckel und morst immer noch wie eine Große - zuverlässig auch bei hohen Tempi. Na ja, das ist relativ: mehr als 40 WpM schaffe ich nicht, und auch das nur mit Ach und Krach. Die Profis unter euch haben dafür sicher nur ein müdes Lächeln übrig.

Die Pico-Palm ist, wie die Palm Single, eine weiche Taste. Nicht zu vergleichen mit den großen, schweren Vollmetall-Tasten. Die Masse, die die Finger bewegen müssen, ist vernachlässigbar klein und verhilft zu einer Leichtigkeit des LGebens, wie man sie nur bei Palm finden kann.

Aber Vorsicht: Für Slapper ist die Pico Single nichts. Ein Slapper ist einer, der die Taste mit seinen Fingern ohrfeigt. Hier die verschiedenen Typen von Operateuren:

  

 Also eher was für Nibbler und Tea Drinker. Mit groben Bewegungen darf man ihr nicht kommen. Im Extremfall trifft dann der OP nicht einmal ihre feine Nase. Ideale Berufsgattungen für die Pico Single wären vermutlich Uhrmacher oder Chirurg. Letzterer aber ohne Knochensäge.

Sowohl die Palm Single wie auch die Pico sind ideale Tasten für den portablen Funkbetrieb. Sie passen gut zu einem KX3, KX2 oder einem FT-817. Im Notfall sogar zu einem Chinesen.
Wer schleppt schon eine 2 kg Taste mit auf den Berg, die halb so groß ist wie der Transceiver?
Zudem kennen alle Palm den Schildkröten-Trick: Sie lassen sich zum Transport in ihr Gehäuse schieben und sind so perfekt geschützt.

Ein interessantes Detail bei der Pico ist der 2.5mm Klinkenstecker, der neben der offenen Taste im nächsten Bild zu sehen ist. Er passt hinten in die Taste! Auf der anderen Seite des Kabels befindet sich übrigens eine der üblichen 3.5mm Klinken. Ein gewaltiger Fortschritt nach dem klumsigen Spezialstecker bei der großen Single und ein echtes Meisterstück, den in die winzige Taste zu integrieren.

Welche von beiden Singles ich wählen würde, wenn ich mir eine entsprechende Ausrüstung zusammenstellen müsste, kann ich zurzeit nicht sagen. Ich komme mit beiden gut zurecht. Aber ich denke, dass sich mit der Zeit eine Favoritin herauskristallisieren wird.

Grobmotorikern würde ich aber eher zu der großen Schnapsnase raten. Ebenfalls OM mit Wurstfingern großen Händen.

Wie sagt man so schön beim Morsen unter Schnapsnasen: "der letzte Tropfen geht in die Taste"






Vielen Dank lieber Hansjörg, HB9DWS, für die Schnapsnase!

Keine Kommentare: