Freitag, 5. Mai 2017

Schrott aus Fernost

In China gibt es kaum etwas, das nicht kopiert wird. Eier zum Beispiel. Auch wenn die Künstlichen nur wenige Cent günstiger als die von echten Hühner sind: Dank dem Skaleneffekt (economies of scale) kommt gleichwohl eine hübsche Summe zusammen. Zudem sind Menschen produktiver als Hühner: eine einzelne Person produziert ca. 1500 Fake-Eier pro Tag. Hier ein Link, der zeigt, wie diese künstlichen Eier gemacht werden und wie man sie von echten unterscheiden kann. Doch das ist noch nicht alles.
Im folgenden Video wird gezeigt, wie künstlicher Kohl gemacht wird:


Auch der Reis wird nicht von den Kopisten verschont. Im folgenden Video wird aus Plastikabfall Reis gemacht. Eine besonders fiese Art "Recycling":


Es gibt nichts, was nicht kopiert, gefälscht oder manipuliert wird. Oft mit fatalen Folgen für die Konsumenten.  Ob die oben aufgeführten Beispiele von Fake-Nahrungsmitteln der Wirklichkeit entsprechen, wird von vielen bezweifelt. Vielleicht sind das Fake-Meldungen von Fakes.

Doch bei der Elektronik kann ich aus eigener Erfahrung berichten.

Wer oft auf Ebay und Konsorten aus Fernost bestellt, kommt früher oder später unweigerlich in Kontakt mit Fake-Waren aus Asien. Und manchmal rutscht sogar einem seriösen Distributor in Europa etwas durch die Eingangskontrolle.

Dabei gibt es unterschiedliche Grade von Fake-Waren: Vieles wird einfach kopiert und funktioniert wie das Original. Nur weniger gut und mit reduzierter Lebensdauer wegen eingesparten oder qualitativ minderwertigen Komponenten. Wie zum Beispiel bei diesem Ladegerät:


Aber auch bei einzelnen Komponenten wird beschissen, was das Zeug hält: Schlimm ist es bei den Akkus. Li Ion-Akkus aus Fernost sind eine Lotterie. Aus eigener Erfahrung schätze ich die "Gewinnchancen" auf etwa 50:50.  Hier ein Video wie gute von schlechten Akkus unterschieden werden können. Leider funktioniert diese Methode erst nach dem Kauf:



das folgende Video zeigt den Grad der Kreativität der Fake-Akku Hersteller:


Nicht weniger schlimm ist es bei anderen Komponenten. Halbleiter sind auch ein beliebtes Fälschungs-Objekt: Die Original-Beschriftung wird abgeschliffen und dann wird das Teil neu bedruckt oder graviert. Natürlich mit der Bezeichnung eines teureren Teils. So wird aus einem einfachen NF-Halbleiter zum Beispiel ein begehrter HF-Leistungstransistor für eine CB-Funke.

Viele Fake-Hersteller machen sich aber nicht nur am Äußeren zu schaffen. Immer wieder trifft man auf Transistoren oder integrierte Schaltungen mit einem faschen (minderwertigen) Chip:


Es gibt also für jeden etwas. Auch Kopisten ohne High-Tech Equipment finden in Asien ihre Nische. Wieso nicht einen Fake-Transformator. Dann entfällt das lästige Wickeln und Kupfer kann man so auch noch sparen:


Auch Elkos sind ein beliebtes Sujet, wie folgendes Video zeigt:


Auch mich hat es damit wieder einmal erwischt. Allerdings nicht auf diese offensichtliche Art. Ich hatte vier Elkos 1000uF/250V bestellt. Das Quartett trudelte außergewöhnlich rasch bei mir ein und da ich eine bekannte Marke (Rubycon) bestellt hatte, hielt sich mein Misstrauen in Grenzen.
Aber als gebranntes Kind mache ich immer eine Eingangskontrolle, wenn Sonja, die Pöstlerin, die exotischen Päckchen bringt.
Und siehe da: Die Elkos waren allesamt außer Toleranz: entweder hatten sie zuwenig Kapazität oder der ESR war zu hoch. Ein typisches Fake-Produkt?
Nicht unbedingt. Denn auf Ebay und Konsorten trifft man oft auf eine weitere Art von Elektronikschrott: Auf Ausschussware.
Elkos herstellen ist keine einfache Sache und manchmal geht ein ganzer Batch in die Hose. Dazu gibt es in der Fabrik drei Behälter: einer für die Guten, einer für die B-Ware, zwar außerhalb der Spezifikationen aber noch brauchbar und einer für den Abfall. Dreimal dürft ihr raten, wo die B-Ware landet: beim Ebay-Händler eures Misstrauens ;-)

Das nächste Mal bestelle ich lieber wieder bei Reichelt, Mouser oder Digikey etc., anstatt mich auf ein Ebay-Abenteuer einzulassen. Und bei Elkos sowieso nur von Premium-Herstellern wie Nichicon, ELNA, Nippon Chemi-Con oder Rubycon. Auch wenn die Kondensatorenseuche, über die ich hier berichtet hatte, schon lange vorbei ist.

Aber es gibt aus Fernost neben Fake und "Out of Spec" noch eine weitere Kategorie von Verdächtigen. Das sind die Rezyklierten. Ein ganzer "Industriezweig" lebt davon, Elektronikschrott zu zerlegen und Komponenten auszulöten. Bei den recycelten Halbleitern werden wohl die meisten noch gut sein, doch bei anderen Komponenten wie Elkos sieht es nicht zu toll aus. Die Vertragen die Hitze aus den Heißluftgebläsen und den Schmelzöfen weniger gut.

In meinem Fall waren es Transistoren des Typs 2N5109, wie sie zum Beispiel in der bekannten Mini Whip Aktivantenne eingesetzt werden. Leider waren die Gehäuse von einer Zange eingedrückt und die Anschlussdrähte nahe am Abbrechen.

Aber am schlimmsten ist wohl das "Recyclen" von Li Ionen Akkus. Denn in Fernost enstehen dabei nicht immer neue Akkus aus den separierten Grundmaterialien: Alte Akkus werden oft einfach neu verpackt (refurbished) und als neu verkauft. Kein Wunder, wenn daher der neue Akku im Laptop kaum besser läuft als der alte.  

Hier noch eine Zugabe. Hoffentlich habt ihr einen starken Magen und müsst nicht mit dem großen weißen Telefon sprechen, wie der freundliche Herr im Film:



Keine Kommentare: