Dienstag, 15. August 2017

Totalschaden durch einen chinesischen "Hardware-Trojaner"

In den letzten Wochen fand ich endlich Zeit den Empfänger von Hans Summers fertig zu bauen. Ein interessantes Konzept mit einem Tayloe-Mischer, der von einem VFO mit der vierfachen Empfangsfrequenz gespeist wird. Der DC-Empfänger kann über einen I/Q-Ausgang an einen Computer angeschlossen werden. Ich habe den Weg über das optionale Phasen-Netzwerk gewählt, welches das unerwünschte Seitenband wegfiltert.
Zwei selbst gebastelte NF-Filter für SSB und CW und ein darauf folgender NF-Verstärker mit einem LM380 vervollständigten den kleinen RX.
Er hat wunderbar funktioniert: sehr rauscharm und mit Signalen von einer kristallklaren Reinheit. Ein wahres Vergnügen damit zu hören und ein lohnendes Selbstbau-Projekt. Das gleiche Prinzip soll im demnächst lieferbaren Einplatinen-Transceiver von QRP-Labs zum Einsatz kommen.

Leider dauerte der Hörgenuss nicht lange. Ein leises Bollern aus dem Lautsprecher kündigte Ungemach an. Eine kalte Lötstelle, ein schlechter Kontakt?
Kurze Zeit später wurde das Bollern zu einem Gewittergrollen. Ich entfernte rasch die Antenne und schaute zum Fenster hinaus. Doch der Himmel war klar, weit und breit war kein Gewitter zu sehen. Als ich mich wieder dem Empfänger zuwandte, war es bereits zu spät. Das Teil war tot - mausetot, um genau zu sein. Nur die Beleuchtung des VFO's lief noch.
Mir standen meine verbliebenen Haare zu Berge. Hatte ich etwas falsch gemacht? Vielleicht einen Kurzschluss verursacht? Ein Blick aufs Ampèremeter nährte diesen Verdacht. Anstatt der vorherigen 150mA  bei 13.5V zog der RX nun satte 800mA.
Natürlich habe ich daraufhin sofort die Speisung abgehängt.
Da es schon spät war, ging ich zu Bett und schlief entsprechend schlecht. Mein Hirnkasten grübelte selbstständig weiter nach den Ursachen und ließ sich nicht ausschalten.

Am nächsten Tag war der Tote fällig für eine Autopsie.
Die Todesursache war rasch gefunden. Sowohl der VFO wie auch der RX werden mit 5V über einen Spannungsregler versorgt. Genau dieses Teil war hin. Anstatt 5V lieferte der Regler Spannung nach Belieben. Manchmal 5.5 oder 6.5 Volt und einmal sogar 11.5 Volt. Je nach Belastung und nach jedem Ein- und Ausschalten etwas anderes. Mein RX war also an Überspannung gestorben; das stand fest.

Doch wie war das möglich? Spannungsregler sind in der Regel sehr zuverlässige Bauteile und haben diverse Schutzschaltungen - unter anderem gegen Übertemperatur und Kurzschluss.

Vielleicht ahnt ihr es schon: mein 5Volt/1A Regler stammte aus dem Land des Lächelns.
Naiv und gutgläubig wie ich war, hatte ich vorletztes Jahr einen ganzen Sack dieser Teile erstanden. Für ein paar Dollar, free shipping inklusive.
Nach dem Debakel mit den Fake Transistoren RD15HVF1 nun der zweite Reinfall.

Ein Blick durch das Stereo-Mikroskop bestätigte den Befund. Hier ist der Täter zu sehen:



Und so sieht er aus der Nähe aus. Man achte auf das Firmenlogo von ST links unten:


Und jetzt schauen wir mal, wie so ein Originalregler von ST aussehen müsste, ein richtiger L7805CV mit dem richtigen ST-Logo:

Natürlich ergab eine kurze "Googelei" auf dem Internet, dass ich nicht der erste Geprellte war. Spannungsregler, insbesondere im TO220 Gehäuse, sind offenbar ein beliebtes Objekt für die Fake-Händler auf Ebay.

Ich kann nur wiederholen, was ich bereits hier geschrieben hatte: Finger weg von Elkos, Akkus und Halbleitern auf Ebay, AliXXX und Co aus Fernost. Vor allem wenn der Deal zu gut ist, um wahr zu sein und wenn es sich um ein kritisches Element in eurer Schaltung handelt.
Wie dieser Fall deutlich zeigt, kann ein einziges zwielichtiges Element an einer Schlüsselstelle katastrophale Folgen haben.

PS. Zurzeit bin ich daran, mein ganzes Halbleiter-Lager zu inspizieren und ggf. durch Originalware aus sicheren Quellen zu ersetzen. Zudem suche ich verzweifelt nach zwei weiteren Reglern dieser Sorte, die ich irgendwo verbaut habe.








4 Kommentare:

HB9CRN hat gesagt…

Lieber Anton Du bist bist nicht der einzige der Experimente mit chinesischen Lieferanten macht. Danke für deine Hinweise. Die Chinesen nicht dumm . Alles was bei dir kaputt geht musst du wieder nachkaufen. So läuft das Geschäft ständig sehr gut. Bei den Flugmodellen aus Schaumstoff läuft dies schon seit Jahren so. Diese stürzen dann ab gehen kaputt und du kannst sie dann nachbestellen. Gruss HB9CRN

HB9CRN hat gesagt…

Dein Blog wird in Kärnten gelesen. Dies neben einem rauschenden Bergbach . Android digitalisiert die Sprache zu Text und das geht schon recht gut Wenn sie nicht versehentlich auf Englisch übersetzen. 73 Hermann Berichtdchteiber Zeitschrift Modellflugsport.

HB9CRN hat gesagt…

Lieber Anton Du bist bist nicht der einzige der Experimente mit chinesischen Lieferanten macht. Danke für deine Hinweise. Die Chinesen nicht dumm . Alles was bei dir kaputt geht musst du wieder nachkaufen. So läuft das Geschäft ständig sehr gut. Bei den Flugmodellen aus Schaumstoff läuft dies schon seit Jahren so. Diese stürzen dann ab gehen kaputt und du kannst sie dann nachbestellen. Gruss HB9CRN

DL6MBE hat gesagt…

Hallo Anton, vielen Dank für deinen Hinweis. Habe heute eines dieser 10-€-Frequenzzählermodule aus Fernost erhalten und exakt der gleiche Spannnungsregler (allerdings für Oberflächenmontage) mit der Interpretation des ST-Logos ist da drauf...
73, DL6MBE