Dienstag, 5. Dezember 2017

Der ICOM IC-7300 und seine Macken

Über den IC-7300 habe ich ja schon viel geschrieben. Aber es gibt immer wieder neues zu entdecken.
Seit einiger Zeit produziert er einen ganzen Lattenzaun von Signalen im 160m Band. Woher sie kommen, ist mir nicht klar. Fest steht nur:

- sie tauchen nur nachts auf
- sie verschwinden, wenn ich meinen Preselector benutze.
- die Signalstärken schwanken

Ein klarer Fall, würde man auf den ersten Blick meinen: irgendein Mischprodukt von starken Sendern außerhalb des 160m Bandes.
Doch die Geschichte hat einen Haken: diese Phantom-Signale müssten eigentlich verschwinden, wenn man den HF-Regler zurückdreht, der beim IC-7300 ja nichts anderes als ein variabler Abschwächer ist. Doch das tun sie nicht. Sie werden zwar schwächer, aber sie bleiben da.

Auch mit einer Überlastung des A/D-Wandlers scheint dieser Effekt nichts zu tun zu haben, denn die Overflow Anzeige erscheint nicht.
Im folgenden Video habe ich dieses seltsame Verhalten demonstriert: zuerst die Phantom-Signale, dann ihr Verschwinden beim Einschalten des Preselectors und schließlich die Unwirksamkeit des RF-Reglers.



Immer wieder muss ich feststellen, dass der IC-7300 überschätzt wird. Der farbige Bildschirm mit der praktischen Wasserfallanzeige blendet wohl viele Benutzer und die m.E. unberechtigt hohe Einstufung des Transceivers in der berühmten Sherwood-Liste trägt sicher ein Übriges dazu bei. *

Ich mag den kleinen Transceiver. Er hat viele gute Eigenschaften und hat bisher klaglos seinen Dienst getan. Aber das Teil hat seine Grenzen.

Über die Grenzen des A/D-Wandlers habe ich schon verschiedentlich berichtet. Zum Beispiel hier.

Auch über den Preselector, der mir bis heute in allen Fällen geholfen hat, habe ich in diesem Blog berichtet. Hier geht's zu diesem Artikel.

Frits PA0FRI hat sich kürzlich meiner schlecht lesbaren Schema-Skizze erbarmt und den Schaltplan für den Preselector profimäßig erstellt:


Vielen Dank, lieber Frits. Dein Blog gehört übrigens zu meinen Lieblingsseiten und ich besuche es regelmäßig.

* Der Grund liegt darin, dass die Transceiver nach einem einzigen Kriterium eingeordnet wurden: dem Dynamikumfang bei 2kHz Signalabstand. Doch die Qualität eines Empfängers hängt von vielen verschiedenen Eigenschaften ab. Der Overflow der A/D-Wandler bei SDR-Geräten wird in der Sherwood-Liste leider nicht berücksichtigt.


1 Kommentar:

HB9CRN hat gesagt…

Hallo Anton

Mit grossem Interesse verfolge ich deine Erkenntnisse zum IC 7300. Ich habe inzwischen auch gelernt mich an der Realität im Äther zu orientieren. Die wunderbaren Farben der Hochglanzprospekte verblassen in der Regel schnell.
Ein wenig warten und beobachten, was die "early birds für Würmer oder Wellen einfangen". Dann nochmals überlegen und erst danach kaufen, wenn die Preise schon ein wenig vom Zenit herunter gekommen sind.

Es gibt aber auch alte senile Kisten, die sich noch gerne verkaufen lassen wollen. Liebeswürdige Vereinskameraden säuseln mit Heilsversprechen um die Ohren. Dies mit dem insgeheimen Wunsch einer eigenen vollen Brieftasche. Sollte der Käufer dann doch höhere Ansprüche an das Gerät haben (also kein Platzhalter im Shack) dann braucht es wieder einen riesigen Aufwand, um die Kiste nochmals zurück zu verkaufen.

Wie heisst es doch so schön: "Gebrannte Kinder scheuen das Feuer". Nun ja, ein wenig gesundes Mistrauen ist heute fast überall in unserer Konsumgesellschaft angebracht.
Und sonst bezahlt man ja einfach nur sein eigenes Lehrgeld dafür.

Ausser man schaute beim Anton vorbei und würde sich dessen Weisheiten ein wenig verinnerlichen. Aber das kann man ja auch im Nachhinein noch tun. Ich freue mich schon auf das nächste Update zum IC 7300 und auch darüber, dass ich selbst endlich noch so einen senilen Kasten in seine Heimatwerkstatt los bekommen habe.

73,
Hermann ( HB9CRN)